Alfred Hayes: My Face for the World to See (1958)

It was a party that had lasted too long; and tired of the voices, a little too animated, and the liquor, a little too available, and thinking it would be nice to be alone, thinking I’d escape, for a brief interval, those smiles which pinned you against the piano or those questions which trapped you wriggling in a chair, I went out to look at the ocean.

There it was, exactly as advertised, a dark and heavy swell, and far out the lights of some delayed ship moving slowly south, I stared at the water […] while behind me, from the brightly lit room with its bamboo bar and its bamboo furniture, the voices, detailing a triumph or recounting a joke, of those people who were not entirely strangers and not exactly friends, continued. It seemed silly to stay, tired as I was and the party dying; it seemed silly to go, with nothing home but an empty house.

So beginnt der beeindruckend gute Roman des 1985 verstorbenen

Alfred Hayes: My Face for the World to See (1958)

Zum Inhalt

Der Ich-Erzähler, ein desillusionierter und zynischer Drehbuchschreiber, verbringt jeweils vier Monate im Jahr in Hollywood, verdient damit richtig gut Geld und stellt dabei sicher, dass seine Ehefrau in New York ihn so lange in Ruhe lässt. Im Grunde verachtet er das System, von dem er selbst profitiert.

At this very moment, the town was full of people lying in bed thinking with an intense, an inexhaustible, an almost raging passion of becoming famous if they weren’t already famous, and even more famous if they were; or of becoming wealthy if they weren’t already wealthy, or wealthier if they were; or powerful if they weren’t powerful now, and more powerful if they already were. There were times when the intensity with which they wanted these things impressed me. There was even, at times, a certain legitimacy to their desires. But it seemed to me […] there was something finally ludicrous, finally unimpressive about even the people who had all the things so coveted by all the people who did not have them.  (S. 11/12)

Auf einer der Partys, auf die man halt so geht, wenn man im weitesten Sinne dazugehört, rettet er einer jungen Frau das Leben, die versucht hatte, sich – noch mit dem Martini-Glas in der Hand – im Meer umzubringen.

Ein paar Tage später ruft sie ihn an, bedankt sich, man verabredet sich zum Essen. Dabei wird ihm rasch klar, dass ihn die unterschwellig negative Ausstrahlung der eigentlich hübschen Frau abstößt, zumal sie kein Geheimnis daraus macht, dass sie wegen ihrer (Alkohol-)Probleme regelmäßig einen Therapeuten aufsucht. Dass er verheiratet ist, ist für sie kein nennenswertes Hindernis.

Die Frau ist einer der zahllosen jungen Frauen, die – vom Land kommend – überzeugt sind, dass sich in Hollywood ihr Traum, eine berühmte Schauspielerin zu werden, erfüllen wird. Doch die Jobangebote sind rarer als gedacht, die finanzielle Existenz immer gefährdet.

Er hingegen verdient gut, auch wenn er feststellen muss, dass er sich dadurch kein bisschen besser oder sicherer fühlt.

The fact that the money was made so easily, and in such impressive amounts, gave me the feeling that I’d been a sort of fool in the past about money, and made the long struggle to earn a respectable living slightly grotesque. But there was something odd about the money one made here. (S. 32)

Der Ich-Erzähler erzählt mit brutaler Ehrlichkeit, fast wie ein Wissenschaftler beobachtet er sein und ihr Treiben. Einmal lädt er sie ein, einen Stierkampf anzuschauen. Sie ist voller Vorfreude, macht sich hübsch und kann einen Moment lang ihren Traum leben, eine attraktive junge Frau im geselligen Treiben zu sein, doch als der Stierkampf beginnt und sie die Grausamkeit des Schauspiels nicht länger ausblenden kann, wird ihr schlecht. Doch statt zu gehen, will sie es aushalten, sich daran gewöhnen. Schließlich finden es alle anderen um sie herum spannend und jubeln und amüsieren sich wie auf einem Volksfest.

She wanted so much to be able to sit elegantly and attractively there in the stands, in her nice summer frock and the large straw hat she wore, and she wanted to be like a sort of minor, a diminutive queen among them, enjoying a popular spectacle, and she just couldn’t watch it. She felt wretched. (S. 72)

Die beiden lassen sich treiben, sie zieht bei ihm ein. Man tut, als habe man alles im Griff. Man ist ja erwachsen.

Dann kommt unerwartet ein Anruf seiner Frau. Ihr Vater ist gestorben. Am nächsten Montag möge er sie am Flughafen abholen.

Fazit

In nur 131 Seiten sehen wir die dunkle Seite Hollywoods oder anders gesagt unserer modernen Gesellschaft, in der sich ein Großteil der Anstrengungen darauf richtet, aus der Menge der Namenlosen herauszutreten und stattdessen attraktiv, reich und berühmt zu sein. Ganz egal, ob es dem einzelnen gut dabei geht oder ob man sich dabei zugrunde richtet. Gleichgültig auch, wie sehr das Verschwinden der Integrität die Beziehungen zu anderen korrumpiert.

Wow, was für ein Buch. Auf den ersten Seiten fühlte ich mich an die Sprache Chandlers erinnert.

I thought of my wife. She was at a distance. The distance was in itself beneficial. […] She was what she was: I was what I was. That, when you came down to it, was the most intolerable thing of all. If only she weren’t, now and then, what she was, always. If she’d let up a little or knock it off a little or hang it out for a good airing once in a little while. God, marriage. No: it wasn’t marriage. There wasn’t, even on close examination, any other available institution you could substitute. There seemed to be nothing but marriage, when you thought of it, my God, was that all there was? That, and raising a family. That, and earning a living. That, and calling the undertaker. (S. 13)

Ein Zyniker, der alles sieht und doch nicht erkennen kann, wie tief er selbst schon gesunken ist und in welche Katastrophe er da hineinschlittert.

Alfred Hayes hat übrigens selbst als Drehbuchschreiber in Hollywood gearbeitet, u. a. auch mit Marilyn Monroe. Vielleicht auch deshalb fühlt sich diese Geschichte so „dicht dran“ am Leben an.

Und auch wenn die beiden Hauptpersonen unsympathisch im Quadrat sind, fühlt man doch mit ihnen. In ihrer Sinnsuche und ihren Illusionen sind sie zeitlos.

Anmerkungen

Hier geht es lang zu zwei Besprechungen im Guardian:

Im Februar 2015 erscheint im Nagel und Kimche Verlag, der zu Hanser gehört, die Übersetzung von In Love, das ursprünglich 1953 erschien. Aber der ein oder andere wird vielleicht auch im Buchregal der Eltern oder Großeltern fündig, denn in den fünfziger und sechziger Jahren erschienen einige von Hayes Büchern auf Deutsch.

Autor: buchpost

- mein buchregal: schon lange ein gegengewicht zu beruf und engstirnigkeit - ziele: horizont weiten, mich vergnügen und das wichtige behalten

2 Kommentare zu „Alfred Hayes: My Face for the World to See (1958)“

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