Dorothy Whipple: High Wages (1930)

Schon für das folgende Zitat hat sich doch die Lektüre des zweiten Romans von Dorothy Whipple gelohnt, der 1930 erschien:

Jane’s days were now like a succession of crammed cupboards that would not shut on their contents. Things fell out in miscellaneous confusion and had to be picked up and put into the next cupboard, from which they fell out again and so on until they positively had to be attended to.

Der Titel High Wages bezieht sich dabei auf ein Zitat von Carlyle:

Experience doth take dreadfully high wages, but she teacheth like none other.

In High Wages geht es vor allem um Jane, eine Vollwaise, die sich seit ihrem 16. Lebensjahr ihren Lebensunterhalt als „shop girl“, als Verkäuferin in einem Textilgeschäft, verdienen muss. Die Handlung setzt 1912 ein und wir folgen ihr und den anderen Bewohnern der kleinen Stadt für die nächsten zehn Jahre.

Jane ist tough und hat das gewisse Händchen für ihren Beruf, nicht unbedingt zur Freude ihres geizigen und versnobten Chefs. Darüber hinaus ist sie voller Lebenslust und interessiert an Büchern. Wer würde sie nicht mögen, wenn es, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf einen richtigen Ball geht, heißt:

She drew on her first pair of silk stockings, and in a passion of delight kissed her own knees. (S. 98)

Fazit

Die Liebeswirren waren mir einen Hauch zu melodramatisch, aber das wurde wettgemacht durch die Einbettung der Geschichte in die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und eine intelligente und lebenstüchtige Protagonistin, die sich nicht mit der beruflichen Rolle bescheiden will, die ihr die Männer einzuräumen bereit sind.

Die Leserin erfährt viel über Janes Arbeitsbedingungen in einer von Männern dominierten Welt, die langen Arbeitstage und das damals in den kleineren Städten noch übliche Modell des „living in“, d. h. dass die Angestellten bei ihrem Dienstherrn Kost und Logis bekamen, womit der finanziellen Ausbeutung der Frauen Tür und Tor geöffnet wurde.

Außerdem veranschaulicht Janes beruflicher Weg den gesellschaftlichen Umbruch, als selbst die Bessergestellten anfingen, Kleidung von der Stange zu kaufen und sie nicht mehr notwendigerweise von Schneiderinnen individuell anfertigen ließen.

Anmerkung

Hier empfiehlt Heavenali ihre Lieblingsbücher aus dem Persephone Verlag und außerdem stellt sie einen Band mit kürzeren Erzählungen von Whipple vor.

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Autor: buchpost

- mein buchregal: schon lange ein gegengewicht zu beruf und engstirnigkeit - ziele: horizont weiten, mich vergnügen und das wichtige behalten

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