Als wir im zweiten Jahr die Funktion von Schutzmechanismen behandelten und verwundert die Macht dieses Teils unserer Psyche erkannten, verstanden wir allmählich eines: Wenn wir keine Rationalisierung, Sublimierung, Verdrängung, keines dieser Kunststückchen hätten, derer wir uns bedienen, wenn wir ganz schutzlos, ehrlich und mutig die Welt betrachten würden – dann würde es uns das Herz brechen.
Was wir in diesem Studium lernten, war, dass wir aus Schutzvorrichtungen bestehen, aus Schild und Rüstung, wir sind Städte, deren Architektur aus Mauern, Basteien und Befestigungen besteht, wir sind Bunkerstaaten.
aus: Olga Tokarczuk: Unrast, Kampa Verlag, Zürich 2019, S. 19
Bunkerstaaten? Nein, da würde ich aus Mangel an frischer Luft und Einsamkeit auch sterben.
Ja, der Begriff gefiel mir auch nicht. Er klang so kriegerisch. LG Anna
So empfanden wir es ähnlich.
Ja, es ist Unrast. Und ebenfalls mit Olga Tokarczuk:
https://transitnuremberg.wordpress.com/2020/03/01/olga-tokarczuk-der-liebevolle-erzaehler/
Viele Grüße