Wer in die Fremde fährt, findet sich dort nicht, sondern hat sich selbst im Gepäck – das hätten wir eigentlich wissen müssen. […] Wir entkommen uns nicht, egal wie weit wir wegfahren. Warum nur erhoffen wir uns genau das dann doch immer wieder? Warum bleiben wir nicht einfach zu Hause und machen das Beste aus dem, was wir sind?
aus: Harriet Köhler: Gebrauchsanweisung fürs Daheimbleiben, Piper, München 2019, S. 27
Wurde die aufnahme daheim gemacht? Wunderschön!
Nein, dieses Lupinenfeld blühte auf Neuseeland.
Danke.
wunderbares zitat, kann ich nur sagen: ja, genau richtig, bleibt erstmal zuhause und schaut euch selbst und den nahbereich an. wir müssen alle lernen und sollten nicht weglaufen, sondern uns stärken. (weggefaehrtin.blogspot.com)
Daheimbleiben ist Weglaufen vor dem Unbekannten.
Ich widerspreche da ein klein wenig.
Denn manchmal ist es die Ferne, nicht als bestimmtes Land, sondern die Abwesenheit von Familie, von Freunden, von Arbeit, von dem gewohnten Kreis, den Pflichten und Erwartungen, die uns entdecken lässt, wer wir wirklich sind. Oder sein wollen.
Woanders, wo einen niemand kennt, kann man eben auch wie ein ungeschriebenes Blatt auftauchen und bei Null anfangen. Der Schüchterne kann so tun, wie wenn er mutig ist. Die Partyprinzessin kann die Einsamkeit genießen. Der Wichtigtuer kann ausschlafen und das Handy ausschalten.
Und das Zitat übersieht, dass Zuhause für viele von uns nichts Positives ist, sondern eine erdrückende Hölle.
Das hast du sehr schön auf den Punkt gebracht. Ich finde, das Zitat bringt – nur – eine Seite zum Ausdruck, dass wir uns selbst schon mitnehmen. Aber mein Foto aus Neuseeland zeigt ja, dass das nicht alles ist. Und natürlich muss es nicht Neuseeland sein. Das geht auch alles mehrere Stufen kleiner, wie du sagst, die Abwesenheit von Vertrautem, seien es Menschen oder Abläufe, Alltag. Ich würde der Autorin jetzt nicht unterstellen, dass sie Dinge übersehen hat, ich habe das Zitat ja aus einem Buch, einem Kontext ausgewählt, der hier völlig unberücksichtigt bleibt.