Alfred Hayes: In Love (1953)

Here I am, the man in the hotel bar said to the pretty girl, almost forty, with a small reputation, some money in the bank, a convenient address, a telephone number easily available, this look on my face you think peculiar to me, my hand here on this table real enough, all of me real enough if one doesn’t look too closely. Do I appear to be a man, the man said in the hotel bar at three o’clock in the afternoon to the pretty girl who had no particular place to go, who doesn’t know what’s wrong with him, or a man who privately thinks his life has come to some sort of an end?

I assume I don’t.

I assume that in any mirror, or in the eyes I happen to encounter, say on an afternoon like this, in such a hotel, in such a bar, across a table like this, I appear to be someone who apparently knows where he’s going, assured, confident of himself, and aware of what, reasonably, to expect when he arrives, although I could hardly, if now you insisted on pressing me, describe for you that secret destination.

But there is one. There must be one. We must behave, mustn’t we, as though there is one, cultivating that air of moving purposely somewhere, carrying with us that faint preoccupation of some appointment to be kept, that appearance of having a terminal, of a place where, even while we are sitting here drinking these daiquiris and the footsteps are all quieted by the thick pleasant rugs and the afternoon dies, you and I are expected, and that there’s somebody there, quite important, waiting impatiently for us? But the truth is, isn’t it, that all our purposefulness is slightly bogus, we haven’t any appointment at all, there isn’t a place where we’re really expected or hoped for, and that nobody’s really waiting, nobody at all, and perhaps there never was […]

So beginnt der schmale Roman von nur 160 Seiten:

Alfred Hayes: In Love (1953)

Die deutsche Übersetzung von Matthias Fienbork erschien ebenfalls unter dem Titel In Love (2015).

Allerdings wurde der Roman schon in den fünfziger Jahren im Rowohlt Verlag veröffentlicht, damals noch unter dem Titel Liebe lud mich ein.

Zum Inhalt

Man kann sich ein Gemälde von Edward Hopper vorstellen. New York. Ein Mann, um die vierzig, sitzt in einer Hotelbar und erzählt einer jungen Frau in einem – mir zwischendurch endlos erscheinenden – Monolog die Geschichte seiner letzten gescheiterten Liebesbeziehung oder Affäre.

Wie auch in My Face for the World to See bleiben die Hauptpersonen namenlos. Der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller, der vorübergehend in einem Hotel wohnt, lernt eine junge Frau kennen, die mit Anfang zwanzig bereits geschieden und Mutter einer Tochter ist, die bei den Großeltern auf dem Land aufwächst.

Für den Mann ist die Affäre eine hübsche und bequeme Einrichtung:

I realize now that I had accustomed myself, without admitting it, to thinking of her as being always in this place, in these surroundings; that to me the studio couch and the drapes drawn […] and even the disorder of her medicine cabinet, were permanent. She would exist among those love letters and these portraits for as long as I loved her. I did not, of course, think of myself as loving her forever […] (S. 18)

Nachdem man abends irgendwo etwas gegessen hat, geht man ins Kino oder irgendwo zum Tanzen, anschließend gehen die beiden in ihr kleines Apartment und der Abend endet im Bett.

It was a very convenient and fixed and unvarying idyll I had in mind, a simple sequence of pleasures that would not seriously change my life or interfere with my work, that would fill the emptiness of my long evenings and ease the pressures of my loneliness, and give me what I suppose I really thought of as the nicest amusement in all the amusement park: the pleasure of love. (S. 19)

Doch dann verschiebt sich das Machtverhältnis. Der reiche Unternehmer Howard bietet der hübschen Frau 1000 Dollar für eine gemeinsame Nacht. Scheint das zunächst ausgeschlossen, wird schließlich offenbar, dass der moralische Verteidigungswall bröckelt. Sie beginnt eine „harmlose“ Freundschaft mit dem älteren Mann, gegen die schließlich auch ihr Geliebter nichts einwenden könne. Dann, von einem Tag auf den andern, gibt sie ihrem Geliebten den Laufpass.

I knew that she had wanted what I was not prepared to give her: the illusion that she was safe, the idea she was protected. She had expected, being beautiful, the rewards of being beautiful; at least some of them; one wasn’t beautiful for nothing in a world which insisted that the most important thing for a girl to be was beautiful. (S. 61)

Daraufhin verzehrt sich der Erzähler in Eifersucht, Melancholie und Lebensüberdruss, wobei er auch diese Gefühle im Detail seziert. Drei Monate später ruft sie ihn nachts um drei Uhr an. Ob sie zueinander noch kommen, möge der interessierte Leser dann selbst herausfinden.

Fazit

Sprachlich fand ich die ersten Seiten großartig. Ich wollte hören, welche Geschichte er nun zu erzählen hat. Doch irgendwann beschlich mich Ermüdung ob der nicht endenwollenden Wiedergabe indirekter Rede, der moralischen Unverbindlichkeit, des Lebensüberdrusses, der Haltlosigkeit und angesichts der seitenlangen Gedankenschleifen.

Zwischendurch musste ich an Jane Austen denken. Ihre Heldinnen durchlaufen einen Entwicklungsprozess, an deren Ende sie in der Lage sind, ihrem zukünftigen Ehemann eine geistig ebenbürtige und respektierte Partnerin zu sein. In Hayes Romanen – 150 Jahre später – ist das einzige Kapital der Frau ihr Körper, ihre Schönheit und Jugend. Sie ist ein nett anzusehendes und nicht allzu intelligentes Deko-Objekt.

Zum Frauenbild in den Fünfzigern passt auch dieser Artikel auf Spiegel Online.

Auf der Suche nach dem Glück, beim großen unverbindlichen Spiel, bei dem hinter der nächsten Ecke vielleicht noch größere Vergnügungen warten, sind letztlich alle Verlierer. Und alle sind käuflich.

Kein Zweifel: Für mich war My Face for the World to See das stärkere Buch.

 Anmerkungen

Weitere Besprechungen gibt es bei Literaturen und im Bücherwurmloch.

Und das sagt der Nordkurier und – das Internet macht’s möglich – hier kann man die Rezension aus der Zeit aus dem Jahr 1956 nachlesen.

Angela Schader bespricht die Neuübersetzung in der NZZ.

Autor: buchpost

- mein buchregal: schon lange ein gegengewicht zu beruf und engstirnigkeit - ziele: horizont weiten, mich vergnügen und das wichtige behalten

8 Kommentare zu „Alfred Hayes: In Love (1953)“

  1. Hmmm. War schon beinahe soweit, meinen Vorsatz (keine neuen Bücher mehr kaufen) zu brechen, nachdem ich neulich eine positivere Rezi las. Aber die Zitate sprechen schon mal für sich. Deine Bemerkungen zum Buch auch. Wieder was gespart 🙂

    1. 🙂 Wenn Hayes, dann wirklich lieber My Face for the World to See … Keine neuen Bücher kaufen, ja, das wäre es – ich versuche auch verzweifelt, strengere Maßstäbe bei der Auswahl anzulegen. LG, Anna

  2. Ich habe das Buch hier schon liegen, werde es also auf jeden Fall lesen, auch wenn mich deine Besprechung nicht unbedingt neugieriger gemacht. Es wurde mir unter der Prämisse empfohlen, dass das Buch Ähnlichkeiten mit Stoner und Yates hat – da konnte ich dann nicht mehr nein sagen.

  3. Ich glaube, die Generation an Männern, die in den 50ern sexuell aktiv war, stirbt jetzt so langsam aus, oder? Ist das die erste deutsche Übersetzung des Buches?

    1. Nein, in den Fünfzigern gab es bereits eine Übersetzung, die zunächst unter dem Titel „Liebe lud mich ein“ und später unter „In Love“ im Rowohlt-Verlag veröffentlicht wurde. Habe unter Anmerkungen noch eine Rezension aus der Zeit aus dem Jahr 1956 eingefügt.

  4. Befremdlich finde ich auch, dass z.B. bei Salter oder auch Updike „I have so much love“ fast immer als Synonym für „horny“ verwendet wird. .

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