Fundstück: Thoreau über die Arbeit und wie sie den Menschen am Menschsein hindert

Die meisten Menschen sind, selbst in unserm verhältnismäßig freien Land, aus lauter Unwissenheit und Irrtum so sehr durch die unnatürliche, überflüssige, grobe Arbeit für das Leben in Anspruch genommen, daß seine edleren Früchte von ihnen nicht gepflückt werden können. Von der anstrengenden Arbeit sind ihre Finger zu plump geworden und zittern zu sehr. Tatsächlich hat der arbeitende Mensch Tag für Tag keine Muße zu einer wahren Ganzheit; er kann die Zeit nicht aufbringen, die menschlichsten Beziehungen zu den Menschen zu unterhalten; seine Arbeit würde auf dem Markte im Wert sinken, und er hat keine Zeit, etwas anderes zu sein als eine Maschine. Wie kann derjenige viel an seine Unwissenheit denken – und er muß es tun, wenn er vorwärtsschreiten will -, der so oft von dem, was er weiß, Gebrauch zu machen hat? (S. 25)

H. D. Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (1854)

P1090992

Autor: buchpost

- mein buchregal: schon lange ein gegengewicht zu beruf und engstirnigkeit - ziele: horizont weiten, mich vergnügen und das wichtige behalten

6 Kommentare zu „Fundstück: Thoreau über die Arbeit und wie sie den Menschen am Menschsein hindert“

    1. Danke, mir gefiel beim Wiederlesen gerade besonders der Gedanke, dass wir auch Zeit brauchen, an unsere Unwissenheit zu denken … Auch dir frohe Pfingsten!

  1. Ohoh … ich bin derzeit dermaßen im Entspannungsmodus, was auch immer gut ist für meine Mitmenschen, dass ich dieses Zitat eigentlich gar nicht lesen dürfte, sonst bestünde die Gefahr, dass mein Büro mich nicht mehr wiedersieht …

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