Ilse Helbich: Anderswohin (2022)

Der Droschl Verlag schreibt über den schmalen Band Anderswohin der 1923 geborenen Publizistin Ilse Helbich, der den Untertitel trägt Vom Träumen, Suchen und Finden:

In Anderswohin, verbindet die 98-jährige Ilse Helbich persönliche Erinnerungen, Selbstreflexionen, philosophische Sequenzen sowie protokollierte Gedankengänge.

Mir ging es beim Lesen so wie schon bei der Lektüre ihres autobiografisch gefärbten Werks Das Haus. Damals schrieb ich, dass es eher einzelne Sätze und Abschnitte waren, die mich weiterlesen ließen, weniger der Gesamtzusammenhang, weniger die einzelnen Erinnerungen.

Auch in Anderswohin gibt es Stellen, in denen die 1923 in Wien geborene Publizistin ihre Gedanken zum Altsein, zum Schreiben, zum Einverstanden-Sein oder zum Suchen und Finden eines Sinns so fein und zart und klar und auf den Punkt benennt, dass ich diese am liebsten alle hier zitieren würde.

Protokoll: Die Fragen, auf die ich jetzt keine Antworten habe – oder mir die alten Antworten weggeschmolzen sind. Warum bin ich noch da? So ohne Zweck, ohne Aufgaben, so ohne die Helligkeit von hohen Stunden zwischen den Trübseligkeiten der allstündlichen Mühsal. (S. 5)

Protokoll: Immer, wenn ich über das Gehen, oder über das Träumen, oder das Suchen und Finden schreibe, bin ich zuhause in einer Zone durchsichtiger Klarheit, eine Stunde selbstverständliches Tätig-Sein, ohne Beschränkung, ohne Angst, bei mir zuhause. (S. 9)

Protokoll: In der Frage leben, ohne sie zu lösen. Ein Selbstzitat. Es gibt jedoch bei Rainer Maria Rilke eine Stelle, die lautet: ‚Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.‘ (S. 88)

Protokoll: Sich überlassen? Sich überlassen. (S. 89)

Und die für mich schönste Stelle:

Was habe ich gesucht? Ich weiß es nicht mehr.

Wenn ich die Gefundene sein werde. (S. 73)

Hier ein Interview aus dem Jahr 2021 und hier eine Veranstaltung mit der Autorin anlässlich ihres Buchs Anderswohin, die im Oktober ihren 100. Geburtstag feiert.

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Autor: buchpost

- mein buchregal: schon lange ein gegengewicht zu beruf und engstirnigkeit - ziele: horizont weiten, mich vergnügen und das wichtige behalten